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  • Amische Quilts

    Amische Quilts

    Wer sich mit Quilts beschäftigt, stößt irgendwann auf die Welt der amischen Quilts. Sie werden und wurden gefertigt in der Glaubensgemeinschaft der Amisch People, von denen viele in Pennsylvania, Ohio und Indiana, USA, leben und dort meist ein einfaches Leben in ihrem täuferischen Glauben führen.

    Ich habe hier einmal ein typisches Quiltmuster in unterschiedlichen Farbschattierungen zusammen gestellt.

    Amish Quilts designed with EQ8

    Eine kurze Geschichte der Amisch

    Die Geschichte der Amish People begann in Europa, wo sie im 17. Jahrhundert aufgrund ihres Glaubens verfolgt wurden. Sie entstammten den Mennoniten und bildeten ab 1693 eine eigene Sekte um Jacob Amman (1644-1730). Sie waren Anhänger der Erwachsenentaufe und verweigerten den Wehrdienst. Deshalb wurden Sie von den Obrigkeiten verfolgt und bestraft.

    Die 1. und 2. Auswanderungswelle

    Um 1740 kamen die ersten Amish in die USA. William Penn hatte ihnen religiöse Freiheit versprochen. Bis etwa 1780 erfolgte die erste Einwanderungswelle der Amish nach Pennsylvania. Das waren ca 100 Familien aus der Pfalz,die eine neue Heimat suchten. Ihr pfälzisch geprägter Dialekt wird heute als Pennsyslvania Dutch bezeichnet.

    Etwa 100 Jahre später folgte eine 2. Einwanderungswelle nach Ohio und Indiana. Von ca 1815 bis ca 1960 kamen viele Amische aus der Schweiz und dem Elsass. Heute leben sie in Indiana und sprechen auch dort noch den elsässischen oder Berner Dialekt.

    Die Amish People

    Die Amish People lebten und leben in ihren Gemeinden zusammen und nach den eigenen strengen Richtlinien ihrer Ordnung. Old Order Amische sind auch heute besonders streng und strikt. Andere Gruppierungen waren nicht so streng, aber auch sie lebten nach alten amischen Traditionen. Es gab verschiedene Guppen, die unterschiedlichen Auslegungen des Glaubens folgten. In einigen Grundsätzen waren sie sich einig: sie verweigern den Wehrdienst, unterrichten seit 1972 ihre Kinder in eigenen Schulen, wurden 2012 sogar von der gesetzlichen Krankenversicherungspflicht ausgenommen und lehnen heute viele moderne Errungenschaften ab (Autos, Telefon usw). Die sozialen Systeme nutzen sie nicht, auch wenn sie dort einzahlen müssen.

    Die amischen Gruppen lebten und leben im ländlichen Bereich. Sie sind eine unabhängige Volksgruppe, die Traditionen und Familie hoch hält. Sie leben allerdings nicht isoliert, sondern haben durchaus Kontakt zu ihren „englischen“ Nachbarn. Besonders beeindruckt hat mich, dass sie in keiner Weise auf die modernen Sozialsysteme angewiesen sind, weil sie eine funktionierende Gemeinschaft und Familien haben. Obwohl sie z.B. Landwirtschaft ohne die Hightech-Geräte der modernen Zeit betreiben, liegen ihre Ernteerträge im höheren Bereich. Die kinderreichen Familien bearbeiten die Felder alle zusammen. Allerdings sind Traktoren durchaus in Gebrauch. Genauso wie die amischen Frauen elektrische Nähmaschinen benutzen (angetrieben u.U. mit Generatoren).

    Die Amischen sind eine Volksgruppe mit einer ständig steigenden Population. Sie haben ihre Bevölkerung in dem letzten Jahrhundert verdoppelt. Natürlich ist es mir klar, dass diese wenigen Sätze die Amish People nur schemenhaft beschreiben und die einzelnen Gruppierungen viele verschiedene Ausprägungen haben.

    Auf die religiösen und kulturellen Hintergründe möchte ich gar nicht weiter eingehen. Mein Thema sind nun mal Quilts.

    Egal, wie die Amish heute leben, in den 60er und 70er Jahren wurden sie bekannt u.a. durch ihre einzigartigen Quilts, die mit moderner Kunst verglichen wurden: Formale Klarheit und modern wirkende Farben ergaben die einmaligen Quiltkunstwerke.

    Die amischen Quilts

    Genauso einzigartig wie das Leben der Amischen waren ihre Quilts. Sie standen für ihr puritanisch einfaches Leben und ihre strenge Ordnung, die alles bestimmte. Quilts waren Gebrauchsgegenstände und gleichzeitig eine Möglichkeit ein wenig kreativ zu sein, obwohl Kunst verpönt war. Die Quilts waren also ein wenig ein Drahtseilakt zwischen Nutzgegenstand und Kreativität.

    Die gepatchten Muster der Quilts werden durch die Gemeinschaft festgelegt. Die Quilts, die zwischen 1880 und 1950 entstanden, waren schlicht und von den Mustern limitiert. Quilts mit Kreismustern wird man zumindest bei den strengen Pennsylvania Amish nicht finden. Kreise standen für Eitelkeit.

    Für das Nähen der Quilts wurden zunächst Kleidungsstoffe verarbeitet. Das konnten abgetragene Stoffe und auch neue Stoffe sein. Es waren meist Wollstoffe. Erst später kamen auch Baumwollstoffe dazu. Ihre Quilts waren reine Gebrauchsgegenstände. Kunst gab es nicht, weil dies ein Zeichen von Weltlichkeit und Eitelkeit war. Entsprechend waren die Muster der Quilts meist ganz einfache traditionelle Muster, die nicht geändert werden konnten ohne Zustimmung des Ältestenrates.

    Stoffe gab es meist bei fahrenden Stoffhändlern im 19. Jahrhundert gekauft. Die Händler stellten oft Stoffpakete zusammen, in die sie auch einige Stoffe packten, die nicht typische amische Farben hatten. Diese Farben tauchten dann in den Quilts auf, denn für die Kleidung waren sie nicht akzeptabel.

    Grundelemente der Amish Quilts

    Die amischen Quilts bestanden aus einigen wenigen Grundelementen, die je nach Striktheit der Gemeinschaft auf keinen Fall geändert oder ergänzt wurden:

    • Quadrate
    • Rechtecke
    • und Dreiecke
    • plus dem sehr kunstvollen Quilting, das von hoher Handwerkskunst zeugt. Das kunstvolle enge Quilting wurde von der Gemeinschaft akzeptiert, weil es die Quilts haltbarer machte.
    Amische Quilts in verschiedenen Varianten

    Schönheit und Einfachheit als Merkmal

    Aus den einfachen Mustern und dem kunstvollen Quilting entstanden Quilts, die wie moderne Kunstwerke wirken.
    Ihre klaren Linien, die kontrastreichen Farben und geometrischen Muster zeichneten die Quilts aus.

    Die Bedeutung der Tradition und die hochwertige Handwerkskunst machten die Quilts letztlich zu gesuchten Kunstobjekten.
    Es war als ob sie moderne Kunstrichtungen vorweggenommen hätten. Aber in Wirklichkeit entstanden sie aus den strikten Vorgaben der amish Gemeinschaft. Sie waren Ausdruck der

    Sammler entdecken die Amish Quilts

    In den 60 er und 70er Jahren haben Kunstsammler die Amischen Quilts entdeckt.
    Dadurch haben diese Quilts eine enorme Popularität erlangt.

    Das Besondere dieser Quilts waren die einfachen und ausdrucksvollen Muster sowie die sehr kunstfertig gequilteten Quiltmuster. Das Quilting zeugte von einer beeindruckenden handwerklichen Fertigkeit.

    Die Quilts der Jahre von 1880 bis ca 1930/40 waren besonders die Objekte der Sammler. Sie werden als Vorläufer der modernen Kunst betrachtet – die amische Farb- und Musterwahl symbolisiert ihr Leben und ihre Traditionen. Sie wirken ausgesprochen kraftvoll und deshalb einzigartig.

    Bekannte Sammlungen

    • Die berühmteste Sammlung von amischen Quilts hängt in California in dem Headquarter der Esprit Company. Dort inspirieren sie die Modedesigner und erfreuen die Besucher.
    • Quilt Collection von Jonatha Holstein und Gail van der Hoof;
      Ihre Sammlung wurde 1971 im Whitney Museum in New York City ausgestellt. Mit dieser Ausstellung begann
    • Andy Warhol, ein berühmter Pop Art-Künstler, hatte eine Sammlung von amischen Quilts und inspirierte
    • Verena Klüser ebenfalls Quilts zu sammeln.
      Ihre Quilts wurden 1983 im Krefelder Museum Haus Esters ausgestellt, dann 2017 in der Galerie Klüser 2 ,
    • Sammlung Brigitte Morgenroth, die der Deutschen Patchwork Gilde 6 amische Quilts (hergestellt zwischen 1860 und 1930) schenkte
    • Eva und Peter Ziegler aus Chiemgau waren und sind Fachhändler auf dem Gebiet Amish-Quilts

    Ausstellungen

    Amish Quilts

    Was macht die Amish Quilts so besonders?

    • Ihre Grundformen sind geometrische Muster,
    • Sie wurden aus Uni-Stoffen genäht
    • es ist ein eher dunkles Farbspektrum
    • Das Handquilting ist einfach meisterhaft
    • es ist als Gebrauchsgegenstand gefertigt und als Kunstwerk gesammelt.